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Geschichte von Lichenroth
 

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Nach der Niederlage in Rußland ließ Napoleon in aller Eile eine neue Armee rekrutieren, zu der alle befreundeten Länder Soldaten zu stellen hatten. Während der Zeit im März 1813 waren in Lichenroth etwa 300 französische Soldaten einquartiert. Nach der Niederlage im Zuge der "Völkerschlacht bei Leipzig" kam es dann im Rahmen des Rückzuges auch in unserer Region zu Kampfhandlungen, wobei die größte Gefahr von den Kosaken ausging, die den fliehenden Soldaten folgend die Häuser plünderten und alles stahlen, was sie mitnehmen konnten.
 

Viehhirte in Lichenroth

Das ganze Vieh des Dörfes wurde vom Viehhirten morgens zusammengetrieben, auf die Hutweide geführt und abends wieder zurückgebracht. Auf dem Bild ist der Viehhirte Fredi Löffler vor der Kirche zu sehen, der mit einer Trompete den Bauern seine Ankunft signalisierte. Rechts neben ihm steht das alte B 276-Straßenschild mit den Vorwegweisern zu den Orten, zwischen denen diese Bundesstraße verläuft: Giessen (60 km) und Würzburg (127 km).  
 

Harte Bewährungsproben bildeten nicht nur die Kriegseinflüsse, sondern auch Unwetter und Mißernten, die zu den sog. "Hungerjahren" führten und zwischen 1814 und 1820 zu einer ersten Auswanderungswelle führten, der eine zweite im Jahre 1848 folgte. Durch diese Umstände verarmte die Bevölkerung immer mehr, was dazu führte, daß im Jahre 1830 die Bauern der oberen Ortsteile des Amtes Birstein gegen die Obrigkeit revoltierten und Steuersenkungen sowie Erleichterungen in der Land- ­und Forstwirtschaft forderten.

Schon damals gab es "Pendler", die in benachbarten Gebieten Arbeit suchten. Um sich im Falle der Arbeitslosigkeit die Zahlung von "Sozialhilfe" zu ersparen, mußten sich diese sog. "Landgänger" von ihrer Heimatgemeinde einen "Heimatschein" ausstellen lassen, der die Gemeinde verpflichtete, die betreffende Person bei Arbeitslosigkeit oder Krankheit wieder aufzunehmen und finanziell zu unterstützen.

In Lichenroth wur­den zwischen 1842 und 1850 insgesamt 178 dieser Scheine ausgestellt, was die hohe Anzahl der in Not geratenen und arbeitslosen Einwohner verdeutlicht. Nach einem Beschluß des Lichenrother Gemeinderates von 1857 mußte die Verköstigung der Armen von allen Dorffamilien (die dazu in der Lage waren) reihum vorgenommen wer­den, wobei zu dieser Zeit
15,8 % der christlichen Familien selbst so arm waren, daß sie keine "Dorfarmen" verköstigen mußten.

Die Brücke über die Salz in der heutigen Bermuthshainer Straße wurde im Jahre 1842 gebaut. Zuvor bestand der Zugang zu den Dörfern oberhalb der Salz (dem damaligen "Ahl") nur aus einer Furt durch die Salz vor der Schule. Deckplatten und Randsteine der Brücke wurden im Jahr 1926 im Rahmen der Flurbereinigung abge­baut und zum Neubau der Brücke in der Mühlgasse verwendet, wobei die "alte" Brücke eine neue Betondecke erhielt.

  

Am 10.5.1888 wird eine Kaiserliche Postagentur in Lichenroth durch die Deutsche Reichspost
eröffnet, die anfangs von Heinrich Henning geleitet wurde und im Haus "Bellesch" untergebracht war. Die letzten Lichenrother Briefträger waren Wilhelm und Anna Schleich und Renate Schmidt, bis der Zustell dienst ab 01. April 1983 vom Postamt Birstein durchgeführt wurde, was auch heute noch so ist. Seit dieser Zeit haben wir eine "Poststelle ohne Zustellung", die derzeit von Martha Koch geleitet wird,  immerhin eine der wenigen "echten" Poststellen im ländlichen Vogelsberg. 

 

Im Jahre 1907 wurden in Lichenroth nach neuer Quellenfassung eine Blei- bzw. Gußrohr-Wasserleitung mit Hochbehälter und dem dazugehörigen Ortsnetz gebaut, die zwischen 1985 und 1988 im Zuge des Kanalbaus erneuert wurde. Vorher wurde die Wasserversorgung des Dorfes nur über ein kleines vom Pfaffenborn gespeistes Netz sowie vier Brunnen geregelt, den "Born", die heute nicht mehr alle existieren. Diese Brunnen standen beim Backhaus am heutigen Kastanienhof, an der Ecke "Joste" / "Wernesch" / "Scholmersch" (Dorfborn), an der heutigen Plaktwand neben dem DGH und oberhalb des Friedhofs (Rauschborn) und versorgten die Bevölkerung auch nach dem Bau der Wasserleitung, wenn diese einmal defekt war oder gewartet werden mußte.

Nur 4 Jahre später, in 1911 gründete man die Molkereigenossenschaft Lichenroth, und der Bau einer Eisenbahnlinie schien greifbar nahe. Der wirtschaftliche Aufschwung wurde durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges jedoch jäh gestoppt. und die Eisenbahnpläne verschwanden vorerst wieder in den Schubläden der Planer In Folge des "siegreichen" Krieges 1870/71 gründete man in Lichenroth 1876 einer "Kriegerverein", dem auch eine ganze Menge "gediegener Bürger" anderer Ortsteile angehörten. Dieser Verein bestand wohl bis in die Mitte der 20er Jahre.
 

Nach dem Ende des "verlorenen" Krieges wurde am Eingang der Kirche für die Gefallenen ein Ehrenmal errichtet, das später auch die traurige Pflicht haben sollte die Gefallenen des zweiten Weltkrieges aufzunehmen. Dieses Denkmal steht sei 1957 am Friedhof, wo es einen würdigeren Platz gefunden hat als mitten im Verkehl unseres Dorfes.

Etwa um 1917 verlor Lichenroth seine dritte "Kneipe", das Gasthaus mit Bäckerei "Zum Isenburger Hof" unter Leitung von Friedrich Herchenröder im heutigen Haus von Rudolf Georg. Diese Gaststätte existierte bereits seit dem 18. Jahrhundert und wurde von "Wirts" betrieben, die nach dem Verkauf des Gasthauses in die Mühlgasse zagen, ihren Hausnamen aber behielten. Da das Gasthaus nicht mehr weiterbetrieben wurde, gab man die Konzession an die heute eben gleichnamige Gaststätte in Wüstwillenroth weiter.

Am 31. Mai 1923 wurde unser Männergesangverein "Frohsinn" gegründet, der von nun an unter der musikalischen Leitung des Dorfschullehrers Hase stand, und von Jean Kromm als "Präsident" repräsentiert wurde. Lehrer Hase, der auch die Orgel in der Kirche spielte, unterrichtete vormittags die "großen" Klassen und nachmittags die Schulanfänger.
 

 
 


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