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Geschichte von Lichenroth
 

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Bergwerk "Willi Henning"

Am Kreuzrain, ganz in der Nähe unseres Ortes, wurde von Willi Henning Mitte der 20er Jahre der Versuch gestartet, ein Eisenerz-Bergwerk zu errichten. Hierzu bediente er sich heimischer Arbeitskräfte, die mit einfachen Werkzeugen einen kleinen Stollen in den Rain trieben und an mehreren Stellen Bodenproben entnahmen, welche in städtischen Labors untersucht werden sollten. Nach mündlich überlieferten Informationen haben diese Bodenproben ihr Ziel jedoch nicht immer erreicht, was wohl der Grund dafür war, daß der "Bergbau" nach kurzer Zeit wieder eingestellt wurde. Willi Henning war jedoch ein "Spaßvogel“ besonderer Art und verstand es wie kaum ein anderer durch sein weltmänni­sches Auftreten, sei es als finanzkräftiger Geschäftsmann in Gelnhausen oder als Kammerdiener des Fürsten von Isenburg in Schotten, die Gutgläubigkeit der obrigkeitsdenkenden Bürger für sich zu gewinnen.
 
 


 

Winterkerb in Lichenroth in 1932

Vor dem Gasthaus "Peter Henning" (später Eugen Fischer) haben sich die Besucher und die Musiker der Winterkerb im Jahre 1932 zusammengefunden. Der große Mann an der Tür mit Anzug, weißem Hemd und Krawatte ist Willi Henning, eine "Gallionsfigur" unseres Dorfes. Bis Anfang der 50er-Jahre wurde die Winterkirmes parallel in Lichenroth, Wüstwillenroth und Völzberg gefeiert, wobei das "Pendeln" zwischen den drei Veranstaltungsorten durchaus üblich war. Diese Parallelkirmes war jedoch nur möglich, solange alle drei Veranstaltungen gleich gut besucht waren. Dies änderte sich nach dem Kriege, als immer mehr nur noch die Veranstaltung mit der "besten Kapelle" frequentiert wurde. Daher verlagerte man die Kirmes mehr und mehr in andere Monate, was zur "Sommerkerb" führte. Als einzige "echte Winterkerb" hat nur die Lichenrother Kerb überlebt, die heute trotz mäßiger Rentabilität von unserem Dorfwirt veranstaltet wird. 
 
Die Musiker auf dem Bild sind die "Sälzer Musikanten", wobei Christian Ruhl mit dem Horn unter dem Arm rechts neben dem auf dem Bierfaß breitbeinig sitzenden Burschen zu erkennen ist. Ebenfalls unter den Kirmesgästen sind: Berta Schiemann (links im Bild), Margarethe "Margret" Henning, Karl Kromm, Ernst Zimmer (drittes Kind von rechts mit Hut in der Hand), Jakob Glänzer, Heinrich Zimmer, Luise Henning, Johannes Hofmann, August Kessler, Heinrich und Wilhelm Schmück, Heinrich Imhof.

 

Sein Auftreten soll nach Erinnerungen älterer Bürger besonders während der Bergwerkszeit, als er im Stil eines englischen Fabrikanten mit Landauer, Kutscher und Oldenburger Pferden sein "Werk" besuchte, sehr beeindruckend, wenn nicht sogar "besser als Kino" gewesen sein. "Glück auf, der Bergmann kommt". Wenngleich das "bergmännische" Treiben des Herrn Henning auch heute nach eher spöttisch belächelt wird, so abwegig ist der Glaube an Eisenerzflözen unserer Region nicht. Im Jahre 810 n.Chr. wird das Siedlungsgebiet an der oberen Bracht (etwa zwischen Hitzkirchen und Kirchbracht) "Brahata" genannt. Um 850 übergibt ein Mann mit dem Namen "Bricho" seine Güter in "Brahata" an der Stelle, "wo Eisen im Boden gefunden wird", dem Kloster Fulda. Der Name "Eisensteinkaute am Atzberg" bei Mauswinkel erinnert nach heute daran, daß damals recht nahe bei Lichenroth Eisensteine gegraben wurde. Im 15. bis 17. Jahrhundert existierten in Lanzenhain gar mehrere Eisenhüttenbetriebe. Am Eisenberg südlich von Lanzenhain ist ein aufgelassene Bergwerk zu erkennen.  

In den "Paulswiesen" bei Lanzenhain lag eine spätmittelalterliche Schmiede, die zwischen 1555 und 1557 in den ersten "oberhessischen Hochofen" umgewandelt wurde, der ca. 100 Jahre gearbeitet hat. Bei Grebenhain gab es schon seit dem Mittelalter ein Eisenbergwerk, das 1734 einstürzte und viele Bergleute verschüttet hat. Mit Ausnahm dieses einen mutigen Versuches von Willi Henning ist unser Dorf jedoch bisher vom Eisenerz-Bergbau verschont geblieben
 

     
 


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